Top Geographie Geschichte Kultur Ethnien Einrichtung Kleidung Schmuck Ernährung Orte Wege Links Literatur Aktuelles HOME Schwarzes Zelt "Blaue Männer" © Impressum
Die Westsahara ist durch das ganze 20. Jahrhundert ein umkämpftes Gebiet gewesen. Sie umfasst geographisch und kulturell betrachtet ein Gebiet von weit über 1 Million km2. Diese Region ist heute auf mehrere Nationalstaaten aufgeteilt: Mauretanien, Mali, Algerien, Marokko und Westsahara (RASD). Der letztgenannte Landesteil hat eine Größe von fast 280 000 km2. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts besetzte Spanien die Westsahara als Kolonie. Diese Ära ging 1975 zuende. Marokko erhob Ansprüche; Mauretanien ebenfalls. Viele Einwohner strebten die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit an. Am Tag der Entkolonialisierung wurde die unabhängige Republik Westsahara ausgerufen. Seit Ende 1975 ist das ganze Gebiet in kriegerische Prozesse verwickelt, die von Seiten der Sahrawis als Guerillakampf geführt wurden.
Nach einigen Jahren zog sich Mauretanien aus dem Konflikt zurück und Marokko erhob Anspruch auf die gesamte ehemalige spanische Kolonie. Ein Referendum wird seit weit über 20 Jahren verzögert und verhindert trotz eindeutiger UN-Resolutionen. In den 90er-Jahren wurden die kämpferischen Aktivitäten gedämpft. Es wurde ein Waffenstilstand ausgerufen
In Westalgerien leben
seit jetzt 30 Jahren viele Sahrawis in Flüchtlingscamps und versuchen mit
internationaler Hilfe zu überleben - die Camps (Wilayas) inmitten der
Kernwüste sind keine traditionellen Oasen mit entsprechend ausreichender
Wasserversorgung. Sie sind auf eine übergeordnete Infrastruktur angewiesen. Mit
äußerster Anstrengung wird die überkommene Kultur gepflegt, aber ...
die materielle
Kultur der Sahrawis wurde fast vollständig zerstört - man kann mit Fug und
Recht von einem Ethnozid sprechen.
Unmittelbar zuvor wurde sie dokumentiert -
nichtahnend, dass daraus das Kulturvermächtnis eines Volkes werden würde. Das
entsprechende Buch mit dem Titel "Nomadenkultur in der
Westsahara" ist auch aus diesem Grund immer noch lieferbar und wird aktualisiert.
Die nomadische Kultur in den übrigen Teilen der Westsahara, vor allem in
Mauretanien, unterliegt durch Verstädterung einem großen Umbruch. Der
kulturelle Umbruch erfasst also das gesamte geographische Gebiet der Westsahara,
allerdings mit unterschiedlicher Dynamik.
Die vorherrschende Sprache in der Westsahara ist das Hassaniya, ein arabischer Dialekt, in den einerseits viele südarabische Elemente eingingen, aber auch berberische. Dies bedingt sich aus der Besiedlungsgeschichte der Westsahara.
Zur Schreibweise: Die Eigennamen (in Hassaniya) sind kursiv wiedergegeben und in stark vereinfachter Notation, weil die für eine korrekte Transliteration nötigen Zeichensätze nicht von den Standardbrowsern unterstützt werden. Auf untenstehender Karte sind die Stammesbezeichnungen exakt mit allen Sonderzeichen wiedergegeben.
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Nordafrika - Sahara und Sudan (NASA-Foto)
Die Westsahara hat eine eindeutige Grenze im Westen mit
dem Atlantik.
Die Nordgrenze ist je nach Kriterium (tektonisch, pflanzengeografisch,
ethnografisch, politisch) anders. Schließt man die Übergangsgebiete mit ein,
verläuft sie etwa vom Oued Noun entlang der Südgrenze des Anti-Atlas, dann ab
Icht dem Djebel Bani folgend bis zum Draa-Knie und weiter über
Tafilalt nach Figuig.
Eine Ostgrenze ist kaum zu definieren - sie läuft in den ungeheuren Weiten der
absolut menschenleeren inneren Wüstenregionen, etwa von Tafilalt (Marokko) über
Taoudenni (Algerien) nach Timbuktu (Mali).
Im Süden geht die Sahara fließend in den Sahel über, der sich in
Trockenjahren kaum von der Wüste unterscheidet. Diese Region war ab den
70er-Jahren des 20. Jhs. verstärkt der Desertifikation ausgesetzt. Der Sahel
ist im Südwesten eindeutig in der Senegalniederung zuende.
Der Küstenstreifen ist infolge ablandig wehender Passatwinde und kalten Auftriebswassers relativ kühl, auch etwas feuchter und deshalb im Vergleich zum Landesinnern bewachsen. Die Wind- und Wasserverhältnisse geben die Grundlage für den küstennahen Fischreichtum ab. Der größte Teil des Landes ist flach. Die höchste Erhebung erreicht nur wenig mehr als 900 m. Die Gesteinsgrundlage bilden alte Tafelländer, die als Schichtstufen ausgebildet sind. Sie fallen in östlicher Richtung ab und bilden nach Westen hin beeindruckende Steilstufen.
Schichtstufenrand im westlichen Adrar mit Taloase
Schichtstufe im östlichen Adrar
(Passe d'Amogjar)
Satellitenbild unten - Bei Klick mit Erläuterungen von www.smara.org
Die westlichste Steilstufe bildet über viele Hunderte Kilometer direkt die Küste. Tertiären Vulkanismus wie in der Zentral- und Ostsahara gibt es keinen. Im Landschaftscharakter überwiegen eindeutig die ebenen Flächen. Diese sind unterschiedlich bedeckt. Sie tragen grobe Steine (Hamada), kieselgroße Steine (Serir) oder Sand (Erg). Sandflächen ordnen sich im Westen als Dünenzüge in Passatrichtung und sind seit Jahrtausenden ortstabil. Die Muster der bodennah unregelmäßigen innersaharischen Sandmeere erkennt man nur vom Flugzeug oder auf Satellitenaufnahmen wie z.B. die grandiose Ringstruktur des Guelb er-Richât, der vom Boden aus allerdings kaum zu überblicken ist
Flache Dünenrücken in Mittelmauretanien (Azeffal)
barchan-Reihen in Rio de Oro
Guelb er-Richat (richat structure) - NASA-Foto und berechnetes Schrägbild
Während es in Küstennähe und in den Trockentälern (Wadi) der Schichtstufenränder Brunnen und Wasserlöcher in genügender Zahl gibt, werden sie im Innern des Kontinents immer seltener. Entsprechend halten sich die Menschen überwiegend auf den küstennahen Weiden oder in den wenigen Oasen und deren Umgebung auf und meiden den zentralen Sektor, der höchstens als Winterweide mitgenutzt wird. Der Zentralsektor war in vergangenen Jahrhunderten, wenn auch unbewohnt, so doch Reiseroute zahlreicher Kamelkarawanen, die Salz aus den Salinen (Sebkha) holten. Am bekanntesten wurde Taoudenni in Nord-Mali.
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Durch viele steinzeitliche Funde ist bekannt, dass die Westsahara ein alter Kulturraum ist. Bis vor dreitausend Jahren gab es selbst in heute zur Kernwüste gehörenden Gebieten ausgedehnte Seen, in denen gefischt und nach Flusspferden gejagt wurde. Ab etwa 1000 v. Chr. zeigten Siedlungsreste Spuren menschlicher Ackerbautätigkeit und Viehzucht. Aus ähnlichen Funden kann man auf eine ziemlich einheitliche Kultur in diesem geografischen Großraum schließen. Haustiere waren überwiegend Schafe und Ziegen. Diese bilden ja bis heute die Basis des Nomadismus und liefern Milch, Fleisch, Häute.
Berichten arabischer Geografen des Mittelalters zufolge waren zu Beginn der Islamisierung Nordafrikas die gesichtsschleiertragenden Sanhadja die dominierende Berbergruppe in der Westsahara. Sie bildeten den Kern der Almoraviden, die im 11. Jh. als religiöse Erneuerungsbewegung von der Westsahara den Maghreb und die Iberische Halbinsel überzog. Die folgende geistige und kulturelle Blütezeit wirkt in der spanisch-maurischen Kultur und Architektur bis heute nach. Im 13. Jh. zerfiel die politische Einheit des Maghreb endgültig. In mehren Wellen zogen arabische Nomadengruppen vermutlich jemenitischer Herkunft mit ihren Herden nach Nordafrika. Die Maqil, besonders der Stammesverband der Dui Hassan wurden in der Westsahara ansässig und überprägten die bis dahin berberische Bevölkerung. Sie brachten ihre Zeltform mit, die bis heute als 'Schwarzes Zelt' charakteristisch ist. Unverkennbar und typisch ist der maurische Kamelsattel, die Rahla. Nach den Dui Hassan ist die heute in der Westsahara vorherrschende Sprache genannt: Hassaniya. Es ist ein südarabischer Dialekt (Jemen) mit berberischen Einschlüssen.
Im Vergleich zu anderen Ländern Afrikas war die
Kolonialzeit in der Westsahara recht kurz - der Widerstand war zu heftig und zu
erfolgreich! Mauretanien und Mali wurden 1960 unabhängig, Algerien 1962. Die
spanischen Truppen verließen 1976 endgültig das Land, worauf Mauretanien den Südteil,
Marokko den Nordteil annektierte. Es ist dies der einzige Fall oder Versuch von
Grenzveränderungen im nachkolonialen Afrika (wenn man von Libyens Übergriffen
auf den Tschad absieht). Der ausgerufene Staat Westsahara hat seine
Exilregierung bis heute in den Lagern in Westalgerien.
Im Kapitel "Links" finden sich verschiedene Hinweise auf Webseiten mit
Daten zur jüngsten Geschichte und Zeitgeschichte.
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Aus der geschichtlichen Entwicklung lässt sich bis zu
einem gewissen Grad das heutige Bevölkerungs- und Sozialgefüge der Westsahara
verstehen. Durch Assimilation verzahnten sich die arabischen und berberischen
Volksgruppen vielfältig. Im frühen 20. Jh. war in Resten noch eine Trennung in
Sozialgruppen erkennbar, die früher eher eine ethnische gewesen war: Krieger -
Gelehrte (Araber - Berber). Feinere Differenzierungen sind ohne Spezialstudien
kaum zu machen und passen nicht mehr in das Gesellschaftsbild der Gegenwart, in
dem diese Unterschiede aus verschiedenen Gründen negiert werden.
Die maurischen Stämme hatten bis ins 20. Jh. hinein schwarzafrikanische Sklaven
(Mauretanien versuchte mehrfach mittels Gesetz und Dekret die Sklaverei
abzuschaffen). Eine besondere Bevölkerungsgruppe bildeten die Küstenfischer.
Gemeinsam ist allen Westsahariern die Sprache, das Hassaniya. Er wird zumindest als Zweitsprache gesprochen. Ein ähnliches Verbindungselement ist die gemeinsame materielle Kultur. Es gibt zwischen allen Gruppen keine oder nur denkbar geringe Unterschiede bezüglich Wohnung, Kleidung, Schmuck usw. Auch das Lied- und Legendengut ist weitgehend gemeinsam, desgleichen die Religion, der Islam.
Der Islam prägte die gesamte Kultur durch viele Jahrhunderte hindurch und wird in den Wüstengebieten der Westsahara in einer strengen, einfachen Form gelebt, die schon im 11. Jh. zu einer Glaubenserneuerungsbewegung von großer ideeller Tragweite führte (Almoraviden). Ähnliches versuchte die Bewegung der 'Blauen Männer' im 19./20. Jh., die religiös motiviert den Widerstand gegen die Europäer trug.
Obwohl das weite Land der Westsahara bis ins letzte
Viertel des 20. Jhs. überwiegend von nomadischen Gruppen bevölkert war,
beherrscht die islamische Kultur, unter anderem über die Schrift, nicht nur die
städtischen Haushalte, sondern auch die weitverstreuten Zelte. Wandernde
Korangelehrte zogen von Lager zu Lager und brachten den Kindern und Jugendlichen
anhand der heiligen Schriften das Schreiben und Lesen bei.
In den
städtischen Zentren der fernen Vergangenheit - Sidjilmasa, Awdaghost
vor rund 1000 Jahren, später dann Chinguetti, Oualata, Timbuktu
- und der Gegenwart - Smara, Chinguetti, Boutilimit - gab
bzw. gibt es Moscheen und angegliederte islamische Hochschulen, große
Bibliotheken. In den vergangenen Jahren wurden Tausende Handschriften
systematisch untersucht und mikroverfilmt, um sie der Nachwelt zu erhalten und
der Orientalistik zugänglich zu machen. Diese häufig jahrhundertealten,
einzeln in ledernen Buchtaschen und Buchhüllen verpackten Schriften liefern
heute noch ein beredtes Zeugnis von einer intensiven geistigen Wirksamkeit, die
eine viele tausend Kilometer weit reichende Ausstrahlungskraft hatte. All dies,
obwohl - oder gerade weil - das Umland diese ungeheuere wüstenhafte Kargheit
besitzt, die aber die Seele des Menschen weiten kann, wie es in enger Umgebung
nicht mehr möglich ist.
Die Gebetszeiten werden in der Regel streng eingehalten, auch auf Reisen, was
man leicht feststellen kann, wenn man mit eine der lokalen Landrover- oder
LKW-Taxis unterwegs ist.
Im Jahr 1996 wurden die Altstädte von Ouadane,
Tichitt, Qualata und Chinguetti
mit seinen Bibliotheken in die besonders zu schützenden Stätten des
Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen.
Einige Jahre zuvor (1988) wurde Timbuktu
ähnlich gewürdigt.
Chinguetti im östlichen Adrar am Rand des Dünenmeers
Moschee in Chinguetti
Die Mauren sind in der Regel in Stammesverbände
gegliedert, gemäß arabischer Tradition in vaterrechtlicher Abfolge. Dem Stamm
steht ein Scheich oder eine Ratsversammlung (Djemaa) vor. Diese Struktur ist bis in die
Gegenwart bedeutungsvoll, was sich nicht zuletzt bei der langjährigen Vorbereitung des
Westsahara-Referendums zeigte.
Ein Stamm untergliedert sich in mehrere Fraktionen. Diese haben einen
gemeinsamen Ahnen, etwa fünf bis acht Generationen zurückliegend. Sofern es
die Weide- und Wasserverhältnisse zulassen, zelten die Angehörigen einer
Fraktion zusammen. Dies ist vor allem in Südmauretanien der Fall, z.B. in
Trarza und Brakna. In derartigen Lagern leben dann auch ganze Handwerker und
Poetengruppen mit ihrem Familien. Im Zuge der Verstädterung übertragen sich
diese Strukturen bis ins Siedlungsgebiet hinein. Wie in ganz Afrika haben auch
in der Westsahara die Städte eine große Anziehungskraft und über 1/3 der
Gesamtbevölkerung konzentrierte sich seit der Entkolonialisierung auf die
zentralen Orte.
In den trockenen Gebieten des Nordens bzw. Landesinnern steht selten mehr als
eine handvoll Zelte
zusammen, häufig findet man auch Einzelzelte.
Detailkarte: Ethnische Gliederung / detailed map: tribes (111 k) -> hier oder auf die Karte klicken
Stammeskarte - Ethnische Gliederung (111k): hier oder oben auf die Karte klicken
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Schwarzes
Zelt "Blaue
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Während die großen Zeltlager des Südens (z.B. in bzw. bei den Trarza oder Brakna) häufig über längere Zeiten ortsfest bleiben, wanderten die Rgibat, zumindest in der Zeit vor 1976, meist alle paar Tage weiter. Dies bedingte robustes und einfaches Zeltmaterial. Diese Zelte haben außer den beiden Stangen im Zentrum kein oder nur ein sehr kleines Firstholz, was ihnen eine charakteristische Spitze verleiht. Sie bestehen stets aus dickem, stabilen Wollstoff. Im Süden stehen vielfach dünnere, weiße Baumwollzelte. Näheres zum Zelt und seiner Herstellung: Siehe -> Schwarzes Zelt.
Schwarzes Zelt im Adrar
Weißes Zelt in Südmauretanien (Foto: H. Roth)
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Die Einrichtung im Nomadenhaushalt ist fast immer bescheiden und den Verhältnissen angepasst: Der Boden wird mit Matten bedeckt, Lederkissen dienen als Armlehnen, ein Holzgestell mit reich beschnitzten Pfosten fungiert als Gepäckbock für die Ledersäcke. Eine feste Truhe findet sich in jedem Zelt, desgleichen Kochgeschirr und - unvermeidlich - Teegeschirr und Zubehör. So schlicht diese Aufzählung erscheinen mag - die Verzierung all dieser Gegenstände ist ausgesprochen reichhaltig. Jeder Ledersack wird farbenprächtig bemalt und mit Fransen benäht, die ihrerseits einen ausgemalten Lederschnittdekor enthalten.
Detail eines Ledersackes (tasufra) mit Malereien und Lederschnittdekor
Ist die Umgebung farblich eintönig, wird das Zeltinnere durch seine Gestaltung
in Farbe und Form hierzu ein völliger Gegensatz.
Bei der Flucht der Sahrawis 1976 nach Algerien blieben die meisten Zelte und ihr
Inventar zurück. Noch Jahre später waren die Märkte Marokkos überladen mit
diesem Nomadeninventar. Dies war das Resultat des oben angesprochenen Ethnozids.
tasufra-Details: Feinster Lederschnitt (oben), Lederprägung (unten)
Die Kleider, die man in Reserve hat, liegen in einem Ledersack (tazaye oder tasufra) auf einem Gepäckbock oder in der großen Truhe, die in jedem Zelt steht. Früher handelte es sich dabei um Hartholztruhen mit aufwendig geformten Metallbeschlägen, die manchen an südeuropäische Seemannstruhen erinnerten. Heute trifft man nicht selten die genormten Blechkästen an, die auf jedem Markt von Marokko bis zum Senegal in mindestens fünf Größen erhältlich sind. In einer gesonderten kleinen Truhe wird der Schmuck der Frau aufbewahrt, die auch alleine die Schlüssel zu diesen Truhen besitzt. In der traditionellen Gesellschaft war der Hausrat oft Teil des Hochzeitsvertrags und die Frau behielt auch später darüber die Verfügungsgewalt. Anders ausgedrückt: die nach außen hin dominant wirkenden Männer (patriarchalische Gesellschaftsordnung) waren bezüglich des materiellen Inventars zu hause oft nur Gast im Eigentumsbereich ihrer Frau. Andererseits betrachtet man den Schmuck nicht nur als Etwas zur Verschönerung, sondern als Kapitalreserve der Familie in Notzeiten. Das hängt auch damit zusammen, dass Silberschmuck in Nordafrika grundsätzlich nach Gewicht bezahlt wird.
Die traditionelle Kleidung war grundsätzlich Importware, weil die Mauren im gesamten Kulturbereich keine eigene Weberei ausgebildet haben - mit einer Ausnahme: die Zeltbahnen werden von jeder Familie bei Bedarf vor Ort auf dem Flachwebstuhl hergestellt. Üblicherweise wurde Kleidung oder Stoff aus dem Westsudan (aber auch aus Europa, Indien, Marokko) bezogen. Die Vorzugsfarbe war hellblau bis dunkelblau für Männergewänder (derraa) und schwarz für Frauengewänder (mlahfa). Daneben wurden aber auch weiße oder bunt gemusterte Stoffe immer mehr benutzt, nicht zuletzt als Folge der Verstädterung und der veränderten Wohnverhältnisse (die traditionellen blauen Tücher färben ab!).
derraa aus Tagant, eines der ältesten
erhaltenen Gewänder (erworben vor 1909, Linden-Museum)
Bild unten: Detail der Rückseite und zentrales Kreismotiv
Die traditionelle Männergewandung bestand aus einer weiten Hose (serwal),
der Derraa und einem Turbantuch (hawli, chech), das Frauengewand
war nur eine Stoffbahn, die in zweieinhalb Schwüngen um den Leib gewickelt und
durch Fibeln oder Kugelknöpfe zusammengehalten wird.
Im zwanzigsten Jh. setzte sich in den größeren Ansiedlungen europäische
Kleidung immer mehr durch. Polizei und Armee tragen die weltweit
vereinheitlichte Uniform, Automechaniker die gewerbeübliche Kombination usw.
Wie überall im Orient fand eine rasche Symbiose zwischen europäischer und
traditioneller Kleidung statt. In den Flüchtlingslagern wurde dies dadurch
gefördert, dass die Hilfslieferungen aus Europa immer Kleidung enthalten, die
sofort verwendet oder nur begrenzt umgearbeitet wird. Auch die traditionellen
Farben wichen Modefarben immer mehr.
Zur traditionellen Kleidung gehört unbedingt ein ganzes Ensemble schmückender Accessoires. Die Männergewandung selbst kann Stickereien tragen, die beim Übergewand auf Rücken und Brust angebracht sind. In der Brusttasche der Gewandes stecken üblicherweise ein reich verzierter Pfeifenbeutel nebst Inhalt, ein Pinzettenbesteck (zum Ausziehen in die Füße getretener Dornen) und eine Gebetskette (tesbih). Letztere wird häufig auch um den Hals getragen. Das obligatorische Turbantuch bleibt ungeschmückt.
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Die Besonderheiten des maurischen Schmuckes sind komplexe, montierte Stücke,
meist Anhänger, Drahtarbeiten, Inkrustationen (Silbereinlagen in Holz und
Horn), verschiedene Metall- und Kunststoff- oder Holzlagen in Sandwichtechnik.
Durch diese Wesensmerkmale hebt er sich deutlich von dem der Twareg und Fulbe
ab, ebenso vom marokkanischen, obwohl es immer schon beobachtbare
Wechselwirkungen und einen Austausch gegeben hat - nicht zuletzt durch wandernde
Handwerker. Gegen Ende des 20 Jahrhunderts adaptierten allerdings immer mehr Twareg-Handwerker
die typischen westsaharischen Techniken.
Man sieht unmittelbar durch den Vergleich bei untenstehender Abbildung,
um wie viel feiner früher gearbeitet wurde. Der Stil des modernen Anhängers ist
seit den 70er-Jahren Handwerksstandard. Dies konnte auf der EXPO 2000 durch
direkten Vergleich ermittelt werden. Die feinen Arbeiten stammen vermutlich aus
den 30er-Jahren.
Details aus inkrustiertem Schmuck
(oben: moderner Anhänger, unten: ältere tesbih-Perlen)
Bild unten: Detail einer exzellent gearbeiteten Perle
Beim Frauenschmuck fällt vor allem der kunstvolle Frisuraufbau auf, der häufig
mit künstlichen Elementen versetzt wurde. In die Zöpfe werden die
Schmuckstücke direkt eingeflochten. Die seitlichen Zöpfe und Gehänge
einschließlich des Ohrschmucks gehen unmittelbar in den Brustschmuck über:
Amulettbehälter, Gebetskette, Halsketten, Fibeln etc. Der Armschmuck -
vornehmlich Armreife und Armspangen aus Silber oder Horn mit inkrustierten
Silberornamenten - tritt paarweise auf. Dasselbe gilt für die bis zu einem
Pfund schweren Knöchelspangen. Fingerringe werden häufig getragen von Männern
und Frauen, üblicherweise an der linken Hand.
Verließ ein Mann für längere Zeit das Zelt, legte seine Frau üblicherweise
den Schmuck ab bis auf die Gebetskette, was den dominanten Einfluss des Islam
bezeugt.
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Obwohl die wandernden, zeltenden Mauren alle Viehzüchter
sind, steht Fleisch doch recht selten auf dem familiären Speiseplan. Das
Frühstück besteht normalerweise aus Getreidebrei und hält lange vor, manchmal
bis zum Abend. Auf Reisen stellt ein solcher Brei oder Kuskus abends häufig die
alleinige Nahrung dar. Lediglich zu Festen oder bei Besuch schlachtet man ein
männliches Jungtier der wertvollen Ziegen- oder Schafherden. Solange
Muttertiere Milch geben, wird diese den Jungtieren so weit als möglich
vorenthalten; sie bildet die zweite Säule des Speiseplans. Geht das Getreide
aus, ist sie sogar die einzige. Deshalb wird Vieh, vor allem Großvieh, auch in
die Viehleihe weggegeben: Ärmere Familien profitieren von der Milch, für die reichen
Herdenbesitzer vermindert sich das Risiko des Herdenverlusts durch Raub, Dürre
oder Krankheit.
Das notwendige Getreide erhalten nomadisierende Mauren entweder durch Kauf oder
aus Abgaben direkt von den Oasenbauern. Die meisten Mauren besitzen irgendwelche
Rechte auf Felder oder, noch häufiger, auf Dattelpalmen in den Gärten und
finden sich alljährlich regelmäßig ein, um die Naturalien in Empfang zu
nehmen. Hierzu wurden recht weite Reisen unternommen: So hatten beispielsweise
südmarokkanische Stämme bis zur Unabhängigkeit Besitzungen in Oualata in
Südmauretanien - über 2000 km entfernt, und jährlich wurde die Wüste
durchquert!
Unentbehrlich im Haushalt ist der grüne, stark gesüßte Tee, obligatorisch bei jedem Besuch und in mindestens drei Runden zu trinken. Die 'Teezeremonie' beginnt schon mit dem Auspacken der Gerätschaften aus dem Ledersack oder aus der Truhe: Da gibt es das Tablett, die zinnerne oder emaillierte Teekanne, den schmucken Zuckerhammer, die Gläser, den Wasserkessel, den Beutel mit grünem, chinesischem Tee und Minze sowie den mit dem Zucker. Vielfach beschrieben, häufig erlebt, immer wieder ein Genuss und eine Freude ist die Hingabe an die einfachen, stetig sich wiederholenden Vorgänge: Die Gläser werden ausgerieben und im Kreis aufgestellt, das Wasser wird gekocht, der Tee gewaschen, dann aufgegossen, abgeschüttet, neu aufgegossen, mit Zucker versetzt (ein Stück wie eine Kinderfaust für eine kleine Kanne), dann gekostet, nachgesüßt, gekostet usw., endlich eingeschenkt, umgeschenkt, damit der Schaum zurückbleibt und den Zucker ahnen lässt. Nach der Überprüfung der Farbe und weiterer Zugabe von Minze fließt, perlt die Flüssigkeit in halbmeterhohem Schwung ins kleinste Glas. Gemäß der Bedeutung der Person reicht der Zeltherr das Getränk. Die zweite Runde folgt, die dritte ... selbst die Freischärler der POLISARIO, die zu zur Verhaftung des Gastes am Zelteingang bereitstanden, warteten eine Stunde oder länger - um das Gastrecht und den Zeltfrieden zu achten, denn eine Teerunde ist vor dem dritten Glas nicht zuende.
Tee und Zucker sind beinahe das Einzige, für das ein Nomade Geld ausgeben muss, und bei jedem Händler findet er das Nötige vor. Dabei wurde Tee in dieser Weise erst vor höchstens 150 Jahren in der Sahara populär. Der Teeglaskorb schützt die Gläser und die Kanne. Diese wurde ein beliebtes Objekt der Kunstfertigkeit der Schmiede - seit das staatliche Artisanat in Mauretanien die Kannen vertreibt, ist das Wappen ein Einheitsdekor geworden.. Gläser waren in der Regel Import aus Frankreich, Emaillekannen kamen aus Tschechien.
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Die städtischen Ansiedlungen haben oft eine erstaunlich lange Geschichte,
die durch Grabungskampagnen von Archäologen hinreichend belegt wurde. In der
Regel sind sie an Wasservorkommen gebunden und haben entsprechend der
Wasserwirtschaftsmöglichkeiten ausgedehnte Oasengärten. Hier sind vor allem
die Altstädte von Ouadane,
Tichitt, Qualata und Chinguetti
mit seinen Bibliotheken zu nennen, aber auch Nema oder Boutilimit. Chinguetti
gilt als eines der bedeutsamsten spirituellen Zentren des westlichen Islam.
Neugründungen
erfolgten aus politischen Motiven (Smara im 19. Jh., Nouakchott
als Hauptstadt Mauretaniens im 20. Jh., ebenso El Aaiun, Dakhla,
sowie die Wilayas in Westalgerien) oder aus wirtschaftlichen wie Bu
Craa (Phosphate), Akjoujt (Kupfererz), Zouerate (Eisenerzmine)
und alle Städte entlang der Eisenerzbahn bis Nouadhibou.
Vergleicht man
eine Karte der Bodenschätze mit einer, die Ansiedlungen und Verkehrswege
wiedergibt, so zeigen sich interessante Übereinstimmungen. Die Westsahara ist
sehr reich an Erzen und Mineralien. Die Vorkommen sind nur zum Teil erschlossen.
Eine sehr gute Analyse findet sich auf der Website von G. Brenneisen, der auch
die nötigen Karten zu den Ressourcen liefert.
Viele neue Siedlungen begannen im 20. Jh. als "Bidonville", als Fässersiedlung, weil die Unterstände aus plattgeklopften Benzinfässern bestanden. Diese werden nach und nach durch Mauerwerkbauten ersetzt. Das Material wird vor Ort erzeugt. Heutzutage wird meist mit Sand und Zement ein Magerbeton angerührt und in Kastenformen zu Ziegeln gepresst. Häufig gehen Mauerwerke und Zeltsiedlungen ineinander über, z.B. in Form des Zeltes im Mauerviereck.
Bidonville (Char) an der Eisenerzbahnlinie (1975)
Im Süden der Westsahara finden sich auch vielfach Bauwerke aus
Bruchsteinmauerwerk. Ihre Architekturornamentik geht auf noch nicht
präzisierbare Quellen zurück und ist im islamischen Raum sonst nicht bekannt.
Aus vorislamischer Zeit kennt man derartige Bauten aus Südmarokko, der
Zentralsahara und z.B. aus der Region Tichit. Architekturdetails aus Timbuktu
und Oualata weisen bezüglich ihrer Herkunft auf Marokko und sind
vielleicht eine Folge der marokkanischen Besatzung des 17. Jhs.
Die Kargheit der Wüste setzt sich in gewisser Weise auch im Innern der Häuser
mit schlichter Einrichtung fort. Sie unterscheidet sich kaum von der der Zelte.
Es gibt lediglich die festinstallierten Kochstellen, für die allerdings das
Holz aus großer Entfernung per Kamel transportiert werden muss. Schon in den
70er-Jahren wurde Chinguetti aus dem Adrar versorgt - Distanz
über 70 km. Die Problematik der Raubbaus an der Vegetation mit den Folgen
weiterer Desertifikation seien hier nur angedeutet.
Holzkarawane aus dem Adrar auf dem Weg nach Chinguetti
In den Städten, die als Zentren immer mehr Menschen anziehen, gibt es eine
andere Qualitätsebene für Wohnungen mit jedem Standard, der aus Europa bekannt
ist. Derartige Bauten stehen meist in geschlossenen Siedlungsbezirken
beieinander. Der Unterschied zu den einfachen Häusern ist groß, die Grenze
scharf gezogen. Der Wasserverbrauch in solchen Siedlungen ist ein großes
Problem im wüstenhaften Land.
Beispiele sind die Stadtentwicklungen von Nouakchott oder El Aaiun.
Von Nouakchott existieren Satellitenbilder, die die Ausbreitung der
Siedlung zeigen. Zur demographischen Entwicklung gibt es gute Zusammenfassungen
bei Wikipedia
Nouakchott 1965 |
Nouakchott 1988 |
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In der Westsahara gibt es nur wenige Straßen mit festem
Teerbelag. Sie werden mehr oder minder regelmäßig in Stand gehalten. Die
ersten Straßen dieser Art wurden von den Kolonialverwaltungen nach
strategischen Gesichtspunkten angelegt. Mauretanien verband mit einer
West-Ost-Trasse die Hauptstadt an der Küste (Nouakchott) mit den ganz im Osten
liegenden Siedlungen (Nema). Nach Norden geht die Teerstraße bis Akjoujt.
Meist sind die sogenannten Straßen Pisten, d.h. mehr oder minder gut sichtbare
Radspuren im freien Gelände. Bei stärkerem Verkehr (von 3 Fahrzeugen täglich
an aufwärts) bilden sich auf solchen Verkehrswegen charakteristische Querrippen
in etwa 30 cm Abstand. Des Aussehens wegen nennt man sie dann auch Wellblechpiste.
Piste in der Sebkha Oumm el Drouss
Moschee am Stufenrand westlich von Atar neben der Piste zum Oued Seguelil
Den besten Kartenüberblick gibt seit vielen Jahren die Michelin-Karte 153 im Maßstab 1:4000000. Trotz des kleinen Maßstabs enthält sie nach eigener Erfahrung nach wie vor alle wirklich wichtigen Informationen. Detailliertere Karten sind in Europa meist nur schwer zu erhalten. Es gibt aber Unternehmen, die sich auf Afrika-Reisen spezialisiert haben, wie das von Klaus Därr, und weiterhelfen können. Hier erhält man auch Karten mit hoher Auflösung aus Militärbeständen.
Im Verlauf der kriegerischen Auseinandersetzungen in der
Westsahara riegelte Marokko das sarkastisch 'Nützliche Dreieck' genannte Gebiet
um El Aaiun, Bu Craa und Smara durch Wälle und Mienenfelder ab. Sie bewährten
sich nicht, wurden von den POLISARIO-Trupps durchdrungen, aber trotzdem ständig
erneuert und weiter vorgeschoben. Im Laufe der Jahre entstanden so nicht weniger
als 10 verminte Wallanlagen. Die Landminen liegen heute noch zu Hundertausenden
in der Wüste und werden voraussichtlich auch nie geräumt werden. Fahrten in
diesem Landesteil sind lebensgefährlich.
Die jährlich ausgetragene Rallye Paris-Dakar führt seit Jahren durch
die Westsahara. Im Jahr 2002 wurde auch die Reihe der Grenzwälle überquert.
Die internationale Presse zeigte Bilder, gab aber zur Gefährdung keine
Kommentare, obwohl wenige Jahre zuvor ein Begleitfahrzeug auf eine Mine fuhr und
ausbrannte. Trotz dieser Ereignisse wird die Verminung der Westsahara totgeschwiegen.
Quelle: Aachener Zeitung, 5-1-2002
Aktuelle Informationen über Landminenzonen in der Westsahara findet man im Internet
u.a. an
zwei Stellen: Landminen1
- Landminen2,
allgemeinere Informationen über Landminen gibt eine dritte Seite: Landminen3,
die Liste ist nicht unbedingt aktuell. Die UN
haben ihre Länderlisten vom Server genommen, obwohl es noch immer viele
Querverweise darauf hin gibt. Neu und wohl auch zuverlässig ist die Minenseite
des Westsaharanetzes: Landminen4.
Die derzeit beste Zusammenfassung gibt ICBL
mit einem jährlichen Report seit 2001: Landminen5,
Report 2002: Landminen6.
Der aktuelle Bericht 2009 ist unter folgendem Link zu finden: Landminen7.
Immer noch werden Menschen Opfer dieser geächteten Waffen und immer noch ist
die internationale Aufklärung dürftig bzw. die Links werden schnell geändert.
Zwischen 1999 und 2008 sind nach den Angaben des Landmine Monitors 44 Menschen
getötet worden und 102 verletzt.
Obige Links sind nach jüngster Kontrolle teilweise tot, geben aber immer noch Hinweise auf a) Daten oder b) Informationsverschleierung.
Wie wichtig diese Informationen sind, zeigen einige Zahlen auch älteren Datums:
Zwischen 1978 und
2000 wurden in Mauretanien 343 Menschen getötet, 239 schwer verletzt.
Zusätzlich starben 589 Kamele und Esel durch Minen, 32 Fahrzeuge wurden
zerstört. In der Westsahara (polit.) gab es 1992 bis 2000 39 Unfälle, seit
2001 deren sieben. In den Sahrawi-Flüchtlingslagern wurden 320 Menschen
gezählt, denen Gliedmaßen wegen Minenunfällen amputiert wurden.
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Suchmaschinen zeigen viele Verbindungen auf. Als Suchbegriffe bewähren sich Westsahara oder Western Sahara. Über den unten stehenden Link könne Sie auch direkt beginnen, wenn Sie dies wünschen:
Das 'Schweizerische
Unterstützungskomitee für die Sahraouis' (ARSO) unterhält eine sehr gut
ausgearbeitete und wöchentlich aktualisierte Website mit vielen Querverbindungen zur weiteren Information. Bemerkenswert
ist die neu überarbeitete Linkliste und Bibliographie.
Seit dem Jahr 2001 wird eine Zeitschrift herausgegeben, die sich dem
Themenschwerpunkt Westsahara ohne politische Einschränkung widmet: L'Ouest
Saharien.
Eine deutschsprachige Website mit aktuellen Angaben hat Christoph. M.
Brenneisen. Hier findet man auch eine geopolitische
Zusammenfassung.
Die politische Organisation der Sahrawis repräsentiert sich auf einer eigenen Website:
RASD.
Die Universität von Pennsylvania in den USA unterhält ebenfalls eine Westsahara-Seite mit links zu amerikanischen Regierungsstatistiken:
University
of Pennsylvania.
Das Netzwerk-Afrika-Deutschland
unterhält eine Website mit gerafftem historischem Überblick.
West-Sahara-Online
gibt eine Website heraus mit schwer überschaubareren Quellen, aber vielen
Querverweisen.
Eine Linkseite mit einigen interessanten Querverweisen unterhält Manuel Gnos. Im Rahmen seiner Diplomarbeit 'Afrika im Internet' tabellierte er Verbindungen zu Algerien, Mali, Marokko, Mauretanien, Westsahara.
Informationen des Außenministeriums zur Westsahara
sind bisweilen ebenfalls hilfreich; die Seite wird allerdings nicht immer ins
Netz gestellt!!! Nach momentaner Auffassung wird Marokko in erweiterten Grenzen
bis nach Mauretanien gesehen.
Über die Länderliste finden sich auch
zusätzliche Informationen bei Marokko
und Mauretanien
sowie Algerien,
Mali
und Senegal.
Sehr detailliert ist die Website des französischen Außenministeriums zu einzelnen Staaten, insbesondere zu Mauretanien, Mali und zu Marokko.
Englischsprachige Presse erreicht man bei africanews oder über arabnet. Die 'Onewolrd' - Organisation unterhält eine Seite mit Informationen und links. Die Website von allafrica informiert täglich aktualisiert über Westsahara.
Websites aus Mauretanien gibt es von Regierungsseite
(nicht immer erreichbar!) und auch lokal, z.B. aus Chinguetti.
Die Regierung wird bei ipicture
benannt.
Eine informative Bilderseite unterhält Bourlingueurs.
Reiseinformationen für die Reise von Marokko nach
Mauretanien hält Klaus Därr
bereit. Dies ist wegen der vielen Landminen wichtig!
Eine der besten Seiten zur Sahara insgesamt unterhält Yves Larboulette:
Literatur und links zu vielen Themen bietet sahara-info.
Einen neuen Reiseführer von Chris Scott für Sahara-Überland-Routen findet man bei
trailblazer.
Daten der Wetterstation Ad-Dakhla lassen über den Link zu Wetterklima
abrufen.
Die 'Gesellschaft für interdisziplinäre Saharaforschung'
(GISAF) wurde vor über 25 Jahren von Herbert Nowak in Hallein gegründet
und widmete sich unter anderem der Felsbildforschung. Nach einer Übergangszeit
wurde der Name vor kurzem wiederbelebt. Diese Gesellschaft hat ihren Sitz in Berlin (GISAF
Berlin), allerdings einen anderen Themenschwerpunkt.
Verschiedene Vereine organisieren Ferienaufenthalte für Sahrawi-Kinder in Mitteleuropa auf Spendenbasis.
Bilder aus den Lagern fand man unter dem Stichwort 'Postcards from Hell' bei A. Raffaele Ciriello: Saharawi, vol. 1 und Saharawi, vol. 2, nach dem Tod Ciriellos 2002 in Palästina sind die Bilder vermutlich nicht mehr zugänglich.
Die UNESCO hat in den Jahren 1988 Timbuktu, 1989 die Banc d'Arguin, 1996 die ksur von Tichitt, Ouadane, Chinguetti, Oualata als Weltkulturerbe ausgezeichnet.
Eine sehr umfangreiche, bebilderte Webseite in spanischer
Sprache ist über die Universitat de Girona zu erreichen und führt durch ein
Museum des sahrawischen Volkes: Museo
Nacional del Pueblo Saharaui.
Seit kurzem ist ein Sahara News
Paper in Girona entstanden. Die Website enthält Bilder aus der Sahara und
viele Querverweise, darunter auch zu Artikeln über die Sprache hassaniya
mit einem Sprachkurs von Francois-Xavier Pons.
Eine Verbindung zur zentralen Sahara gab es in der
Vergangenheit durchaus, ebenso in der Gegenwart. Die Mauren und Twareg hatten
viele Berührpunkte, nicht nur im Sahelgebiet in der Region Timbuktu.
Eine umfassende Website zur Kultur, Geschichte und Not der Twareg (Tuareg)
unterhält Petra
Bode.
E-Mail: Wolfgang.Creyaufmueller@t-online.de
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Die folgende Literaturliste ist nur eine kurze Auswahl - eine ausführliche Bibliographie ist über den link zu erreichen.
Andrews, Peter Alford; Tents of the Tekna, Southwest Marocco, In: Oliver: Shelter in Africa, S. 124-142, 3. Aufl., 1978, London.
Caro-Baroja, Julio; Estudios Saharianos, 502 S., 1955, Madrid.
Clausen, Ursel; Der Konflikt um die Westsahara, In: Arbeiten aus dem Institut für Afrikakunde, H. 16, 224 S., 1978, Hamburg.
Creyaufmüller, Wolfgang; Völker der Sahara- Mauren und Twareg, 142 S., 1979, Stuttgart.
Creyaufmüller, Wolfgang; Nomadenkultur in der Westsahara, Die materielle Kultur der Mauren, ihre handwerklichen Techniken und ornamentalen Grundstrukturen, 16+765+32 S., 1983/1995, Hallein/Stuttgart.
Creyaufmüller, Wolfgang; Westsahara - Land der Mauren, In: Die Sahara - Mensch und Natur in der größten Wüste der Erde (Gerhard Göttler, Hrsg.), S. 182-194, 1984, Köln.
Creyaufmüller, Wolfgang; Handwerk der Nomaden - Handwerk im Exil, S. 4-21, 1985, Bremen.
Creyaufmüller, Wolfgang; De mythe van de Blauwe Mannen (Loan Oei, Hrsg.), In: Indigo - Leven in een kleur, S. 99-102, 214-215, 1985, Amsterdam.
Creyaufmüller, Wolfgang; Vom Mythos der "Blauen Männer" in der Sahara, In: Mensch und Kleidung, H. 29, S. 10-14, 1986, Winterbach.
Creyaufmüller, Wolfgang; Vom Leben in Zelten, Das maurische schwarze Zelt, In: Mensch und Kleidung, Doppelheft 80/81, S. 14-21, 1999, Winterbach.
Delarozière, Marie-Francoise; Formes et Couleurs en Mauritanie, 53 S. + 150 Tafeln, 1976, Nouakchott.
Delarozière, Marie-Francoise; Les perles de Mauritanie, 155 S., 1985, Aix-en-Provence.
Douls, Camille; Erlebnisse unter den Nomaden der westlichen Sahara, Teil 1-3, In: Globus, Bd. 54, S. 4-10, 21-26, 36-42, 1888, Braunschweig.
Gabus, Jean; Kunst der Wüste, Formen, Zeichen und Ornamente der Saharavölker, 407 S., 1959, Olten / Freiburg.
Gabus, Jean; Sahara - Bijoux et techniques, 508 S., 1982, Neuchâtel.
Gobierno General del Sahara (Hrsg.); CENSO 74, 151 S., 1975, Aaiun.
Koch, Dorothea; Vertreibung und Exil in der Westsahara, 68 S., 2000, Hamburg.
Lenz, Otto; Timbuktu. Reise durch Marokko, die Sahara und den Sudan in den Jahren 1879 und 1880, Bd. 1 und Bd. 2, 430 S. / 408 S., 1884/1892, Leipzig.
Mercer, John; Spanish Sahara, 264 S., 1976, London.
Monod, Théodore / Toupet, Charles; Die westliche Sahara, In: H. Schiffers: Die Sahara und ihre Randgebiete, Bd. 3. Kap. 2, S. 26-166, 1973, München.
Monteil, Vincent; Essai sur le chameau au Sahara occidental, In: Études Mauritaniennes, no. 2, 134 S., 1952, St. Louis.
Norris, Harry T.; The Arab Conquest of the Western Sahara, 1986, London.
Osswald, Rainer; Die Handelsstädte der Westsahara, In: Marburger Studien zur Afrika- und Asienkunde, Serie A: Afrika, Bd. 39, 594 S., 1986, Berlin.
Pierret, Roger; Études du dialecte maure de régions sahariennes et sahéliennes de l'AOF, 521 S., 1948, Paris.
Ribas, Cyril / Beallet, Sylvie, Mauritanie au GPS, Editions Takla Makhan, 375 S., 2001, Aubagne.
Ritter, Hans; Sahel - Land der Nomaden, 270 S., 1986, München
Rotter, Gernot; Die Herkunft der Arabischen Stämme (Banu Hassan) in Mauretanien, In: Studien zur Geschichte und Kultur des Vorderen Orients (Festschrift für B. Spuler, Hrsg.: Römer, Hans R. / Noth, Albrecht, S. 344-354, 1981, Leiden.
Seiwert, Wolf-Dieter; Maurische Chronik, 207 S., 1988, Leipzig/Weimar.
Nach wie vor ist die Michelin-Karte 153 (1:4000000) eine
der besten.
Wissenschaftliche Landkarten lassen sich über das Internationale
Landkarten Haus beziehen.
Spezialkarten hoher Auflösung (Russische Generalstabskarten bis 1:100000,
1:200000,
andere Karten 1:200000)
vertreibt Klaus
Därr.
Über das Sahara-Info von Yves
Larboulette lassen sich CD's mit Satellitenbildern,
Literatur
und Karten
bestellen.
Satellitenbilder aus verschiedenen Organisationen sind bei
shambles
zugänglich.
Eine sehr gute Quelle ist natürlich die NASA
direkt.
Eine Satelliten-Bildreihe zur Vegetationsüberwachung findet sich bei Eden
Watch.
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Seit dem Frühjahr 1999 stand meines Wissens erstmals ein maurisches Schwarzes Zelt in einer Dauerausstellung im Deutschen Ledermuseum in Offenbach. Es ist mit dem gesamten Hausrat einer wohlhabenden maurischen Familie ausgestattet und zeigt Lederarbeiten, die nach meiner Kenntnis einmalig in mitteleuropäischen Museen sind wie beispielsweise der bemalte Lederboden eines Hochzeitszeltes aus Mauretanien. Durch Umbau der Dauerausstellung ist das Zelt ab 2002 nicht mehr zu sehen.
Bis 1. Oktober 2000 fand im
Museum für
Völkerkunde Hamburg eine Westsahara-Ausstellung
statt. Eine aktuelle und zur Zeit erhältliche Broschüre ist als
Begleitheft zur Hamburger Westsahara-Ausstellung erschienen.
Dieselbe Ausstellung
war vom 9. 3. 2001 bis zum 29. 7. 2001 im Rautenstrauch-Joest
Museum der Stadt Köln zu sehen. Der Katalog ist identisch mit dem aus
Hamburg. Die Ausstellung bringt dem Besucher die Gegenwartsituation in den
Wüstenlagern realistisch nahe.
Auf der Weltausstellung EXPO2000 waren die meisten Staaten Afrikas mit Ständen vertreten. Mauretanien unterhielt einen Stand, an dem auch viel Kunsthandwerk ausgestellt und verkauft wurde. Außerdem wurden einige alte Handschriften gezeigt und Objekte aus der Steinzeit. Mali widmete sich der Versandung des größten Flusses der Region - des Niger.
Das Hessische Landesmuseum in Darmstadt zeigte vom 28. April
bis zum 27. Oktober 2002
eine große Sonder-Ausstellung mit dem Titel "Wüste-Wüste". Im
Rahmen des Begleitprogramms gab es am 5. 6. 2002 um 19:00 ein Vortrag über die
Mauren.
Parallel dazu fand im Museum Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt
eine andere Sahara-Ausstellung statt: TUAREG - Beispiele einer
Nomadenkultur im Wandel.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker widmete einen Themenschwerpunkt ihrer Zeitschrift pogrom, 3/2003, der Westsahara.
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© Copyright by author. Die Seite wurde im Sommer 2000 geschrieben und wird laufend aktualisiert, ein grundlegendes Update erfolgte im Mai 2005 mit dem Umzug auf eine eigene domain. Die Fotos und die Karten stammen vom Verfasser, wenn nicht anders angegeben. Die Aufnahmen aus dem Land wurden im Jahr 1975 gemacht, die Objektfotos 1978/79.
Letzte Änderung: 04-12-2009 (Landminen-Report)