FRANCIS VAN NOTEN
Rock Art of the Jebel
Uweinat (Libyan Sahara).
Contributions by Hans Rhotert and Xavier Misonne.
Monographien und Dokumentationen: Die Afrikanischen Felsbilder.
Graz: Akademische Druck- u. Verlagsanstalt. 1978. 38 S. Text, 244 Fotos, teilw.,
farbig.
Das Buch bietet auf rund 300 Seiten einschließlich Vorwort, Anhang und Bibliographie eine sehr knapp gefaßte Einführung in das Gebiet der Felsbildforschung und, speziell für das behandelte Gebiet, in die Fauna, die auf Felsgravuren und -malereien dargestellt wird.
Bemerkenswert ist es, daß das Team um VAN NOTEN noch eine Vielzahl von ergiebigen Felsbildstationen in einem Gebiet entdecken konnte, das, wie RHOTERT hervorhebt, schonmehrfach Ziel früherer Expeditionen gewesen war.
Die 109 Tafelseiten, der Hauptteil des Bandes, bieten dem Leser viel Erfreuliches: die meist nur unter besonders guten Lichtverhältnissen brauchbar zu fotografierenden Felsgravuren bzw. -punzierungen werden mittels einer Tuschpunktiertechnik, die sehr schön die Punzierungen auf dem Fels nachahmt, in deutliche Schwarzweißzeichnungen umgesetzt und den Fotos gegenübergestellt, teils noch durch Ausschnittsvergrößerungen ergänzt. Diese Art der Darstellung ermöglicht es dem Leser, die Fotos leichter zu interpretieren und auch den Auslegungen des Autors kritisch zu folgen was man auf dem Gebiet der Felsbildforschung, wo vielfach Exaktheit und Spekulation kaum getrennt werden, nur begrüßen kann. Beispiele für sehr gute Kohärenz zwischen Foto und Zeichnung bieten die Abbildungen3-5, 89-95, 96-99, 100/101 (ein langes Fries mit fast unkenntlichen Malereien auf den Fotos wird durch daruntergesetzte Tuschen erklärt), 190/193. Daß der auf Abb. 28/29 dargestellte Strauß als Giraffe bezeichnet wird, scheint wohl eine Verwechslung zu sein ... ? Nicht so ganz gelungen ist die Komposition Abb. 181-189, wo die Perspektive geändert wurde und die Tuschen so klein sind, daß der Betrachter zum Suchen und Puzzeln gezwungen wird. Hier hätten sich zur Klarlegung der beiden Malhorizonte zwei Strukturskizzen des Gesamtgemäldes (Abb. 181) angeboten.
Etwas bedenklich finde ich die Gegenüberstellung von undeutlich gezeichnetem und vielfältig interpretierbarem Rinderhirteninventar auf Felsbildern mit dem der rezenten Tubus
(Abb. 141, 176-180, 185), die alles andere, nur keine Rinder züchten. Mit dieser Gegenüberstellung und den angedeuteten Spekulationen über Bezüge zwischen diesen Ethnien wird der Leser dann allein gelassen ...
Der Bildanhang mit den Gemälden, die1933 im Rahmen der DIAFE 11 angefertigt wurden, zeigt deutlich, welche Fortschritte die Farbfotografie im Hinblick auf eine exakte Dokumentation gebracht hat. - Wird allerdings nur auf den künstlerischen Aspekt der Felsbilder Wert gelegt, erweisen sich gut gemalte Kopien den Fotos als fast ebenbürtig.
Ein schönes Beispiel, wie vorsichtig bei allen Felsgravuren bezüglich Altersaussagen vorgegangen werden sollte, ist Abb. 25: in dreidatierten Altersschichten, 1968/69, 1960, 1939, lassen sich deutliche Veränderungen der Patinierung erkennen, wobei sich die älteste fast schon im Farbton an die figürlichen Darstellungen (Jäger oder Bewaffnete) darüber angeglichen hat.
Zusammenfassend kann der Rezensent sagen, daß das Buch von der Bildwiedergabe und der Aufmachung her seinem recht hohen Preis gerecht wird und deshalb allen, die an diesem speziellen Thema besonders interessiert sind, empfohlen werden kann.
Wolfgang Creyaufmüller