Wenn die Organe sprechen könnten


Autor:

Olaf Koob

Erscheinungsjahr

2005

Original:

Verlag:

Verlag Johannes M. Mayer, Stuttgart

ISBN:

3-932386-82-5

Genre:

Kinder- und Jugendbücher

Seitenzahl:

207 S.

Olaf Koob ist bekannt vor allem durch seine „Drogensprechstunde“, aber auch durch andere Bücher. Dieses schmale Bändchen versucht nun, die Hauptorgane des Menschen in ihrer kosmischen Ordnung und dem Leser nahe zu bringen: Milz (Saturn), Leber (Jupiter), Galle (Mars), Herz (Sonne), Niere (Venus), Lunge (Merkur) und Regenerationstrakt (Silber). Schon hier fällt auf, dass statt Silber eigentlich „Mond“ stehen müsste, doch dieser Missklang setzt sich durch das Inhaltsverzeichnis, die Überschriften bis in den Text fort. Diesem Hauptteil ist eine Einführung in die kosmische Sprache der menschlichen Gestalt vorangestellt (Tierkreiszeichenmensch). Anschließend werden vier Organe mit den Elementen Erde, Wasser Luft und Wärme in Beziehung gebracht. Abschnitte über Vergiftung, Absondern und Ernähren folgen. Ein Vergleichsversuch zwischen Homöopathie, traditioneller chinesischer Medizin (TCM) und anthroposophischer Medizin bildet den Abschluss. Ein kurzes Literaturverzeichnis gibt Auswahlbücher an, ein Register fehlt. Warum wichtige Werke anthroposophischer Autoren wie W. Pelikan (Sieben Metalle, Heilpflanzenkunde) oder Holzapfel (Im Kraftfeld der Organe ...) fehlen, bleibt unergründbar.

Vertieft man sich in die Kapitel, die Organwirken und Planeten sowie die Metalle zusammenschauen, so fällt auf, dass kein Organ richtig charakterisiert wird, sondern gleich die Urteilsebene angesteuert wird. Derjenige Leser, der keine profunde Kenntnis der Physiologie hat, weiß hinterher über die Organe selbst eigentlich nichts, nur über Facetten ihrer Wirkungsweise. Genauso verhält es sich mit den Metallen. Eine Charakterisierung der Wirkung im Gesamtorganismus fehlt oder man muss sich die verstreuten Details zusammensuchen. Warum aber ein bestimmtes Organ eine Affinität zu genau diesem Metall hat, wird nur durch die Hinweise auf TCM oder antikes Wissen erklärt, nicht durch eine zeitgemäße naturwissenschaftliche Betrachtung. In diesem ziemlich nebulösen Geflecht finden sich allerdings immer wieder gute Tipps und Hinweise, so dass man nicht sagen kann: Lasst uns diese Teile einfach überblättern. Wer aber Systematik erwartet, bleibt im Regen stehen. Anstatt einen Gedanken gründlich zu vertiefen, wird rasch ein neues Bild parallel gestellt und schon ist man beim nächsten Thema. Manchmal kommen dann noch Unsauberkeiten hinzu, wenn über Geologie referiert wird (... weg vom Kalkboden der Ebene hin zu dem Kiesel- und Granitboden des Hochgebirges, S 110). Das mag ja in den Zentralalpen an einigen Stellen so sein, aber ausgerechnet die höchsten Berge der Welt sind aus Sedimentgestein. Auch so ein Satz „Denn ähnlich wie die Leber das Auge mit lebendigem Wasser versorgt, so versorgt die Niere das Auge und die Haut mit Licht“ (S. 120) bleibt zusammenhanglos und wird auch durch das Umfeld nicht klarer. Durch Konjunktionen werden unzulässige Verknüpfungen gemacht, wie z.B. im Vergleich Honig mit Rübenzucker: „Letzterer regt die Kopfkräfte an und baut damit auch die Zahnsubstanz ab.“ (S. 159).

Im letzten großen Kapitel (wenn man von den Aphorismen absieht) wird der Autor authentisch und schreibt plötzlich in der ersten Person und schildert aus seiner eigenen Praxis. Sehr aufschlussreich sind zwei Fallschilderungen zur Diagnose „Magengeschwür“ aus der Sicht der TCM – beide Behandlungen sehen völlig anders aus (S. 182). Hier wäre eine einmalige Gelegenheit gewesen, die Therapie aus anthroposophischer Sicht zu beschreiben. Dann wäre für den Leser der Unterschied augenfällig und aufschlussreich. Wer aufmerksam liest, findet zwei Seiten zuvor die Offenbarung des Autors, als er TCM und Homöopathie lediglich als Ergänzungs- und Erfahrungswissenschaften im Vergleich zur allopathischen Medizin einstuft. Sind noch weitere Worte nötig?

 Wolfgang Creyaufmüller, Aachen  12-3-2006


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